Testimonials und Fake Bewertungen: Dass man Werbung nicht unbedingt trauen kann ist natürlich nichts Neues und dass Firmen ihre Produkte so gut wie möglich darstellen wollen ist auch keine große Überraschung. Eine Alternative, um sich zu informieren, waren allerdings immer die Meinungen anderer Kunden zu verschiedenen Produkten und Dienstleistungen. Leider wird heute auch dieser Weg der Informationsbeschaffung von unseriösen Anbietern missbraucht.
Bewertungen im Netz
Praktisch jeder, der gerne mal Einkäufe im Internet tätigt, nutzt als Richtlinie für die Entscheidung für oder gegen ein Produkt die Bewertungen anderer Nutzer. Die meisten online Shops, wie zum Beispiel Amazon, bieten deswegen auch direkt die Möglichkeit, die Ergebnisse nach Kundenbewertung zu sortieren.
Oft kann das nützlich sein, allerdings muss man auch bedenken, dass Online Händler natürlich gerne wollen, dass ihre Produkte so gut wie möglich dastehen. In Verbindung mit der recht umfassenden Anonymität im Netzt entstehen hier Probleme. So hat sicher jeder schon einmal gestutzt, wenn auf bestimmten Seiten eine Bewertung in sehr ähnlichem oder gleichem Wortlaut direkt mehrmals auftaucht.
Bei großen Seiten wie Amazon ist das Problem weniger präsent, da es hier relativ viele Sicherheitsmaßnahmen gibt, die diese „Fake Bewertungen“ verhindern. Bei Websites allerdings, denen die riesigen finanziellen Ressourcen von Anbietern wie Amazon fehlen, findet man diese Art der Irreführung zuhauf.
Die Anbieter selbst loggen sich unter verschiedenen Namen ein und geben dem eigenen Produkt eine positive Bewertung nach der anderen – meist ohne Konsequenzen, da diese Methoden nur mit viel Aufwand nachweisbar sind oder schalten Werbung für ihre Fake Shops bei Instagram und TikTok.
Testimonials
Ein anderer Ansatz, den es in der Werbung schon seit Ewigkeiten gibt, ist der des „Testimonials“, was so viel bedeutet wie „Zeugnis“ oder „Referenz“. Die Werbung wird also dadurch gestützt, dass man Menschen heranzieht, die zum Beispiel ein Produkt bereits nutzen und mit diesem zufrieden sind.
Das Problem an dieser Methode ist offensichtlich, dass man Testimonials manipulieren kann. Jeder kennt diese Werbungen, wo offensichtliche Amateurschauspieler irgendein Produkt anpreisen – und im Internet ist die Methode mittlerweile gang und gebe. Wir haben als Beispiel mal ein paar Websites von Kreditvermittlern herangezogen, die versuchen, sich durch das Testimonials System einen seriösen Anstrich zu verpassen.
Unten sieht man den Screenshot der Seite eines Kreditkartenvermittlers, der verspricht, Karten ohne Schufa in kürzester Zeit auszustellen.
Nicht nur ist der Text extrem hölzern und offensichtlich nicht von einem echten Kunden verfasst, mit der Google Bildersuche findet man auch schnell heraus, dass dieser „zufriedene Kunde” auf Hunderten von Websites auftaucht.
Es handelt sich um ein sogenanntes „Stock Photo“ von einer Bilderbörse wie etwa Pixabay. Also um ein verkäufliches oder frei zugängliches Foto, das man von einer Website für die eigenen Zwecke beziehen kann.
Hier ein weiteres Beispiel und ebenfalls von einem Kreditvermittler. In diesem Fall hat man sich allerdings zumindest die Mühe gemacht, ein eigenes Bild zu erstellen.
Zwar kommt das Foto ebenfalls auf mehreren Seiten vor, im Impressum finden wir aber immer wieder denselben Firmensitz in London, von wo offensichtlich all diese Websites betrieben werden. Besonders auffällig (und fast schon lustig): normalerweise tendieren echte User im Internet nicht dazu, Trademark Symbole zu verwenden, wie hier hinter „MasterCard“
Diese Methoden sollten den Kunden auf jeden Fall skeptisch machen. Man wird nicht nur irregeführt, es stellt sich auch die Frage, wieso die Anbieter keine echten Bewertungen nutzen. Möglicherweise wegen haufenweise unzufriedener Kunden oder – im schlimmsten Fall – Opfern einer Betrugsmasche?
Übrigens gibt es auch viele Fälle, in denen die Personen auf den Fotos überhaupt nicht wissen, dass sie auf allen möglichen Seiten als Zeugen für die Qualität eines Produkts auftauchen. Denn selbst bei frei zugänglichen Bilddatenbanken müssen die “Models” auf Fotos eigentlich gefragt werden, ob man ihr Bild für eine bestimmte Werbung etc. nutzen darf – die meisten Websites ignorieren dies aber leider.
Wer einen Neutralen Überblick über verschiedene, seriöse Kreditgeber haben möchte, dem empfehlen wir mutual.de
eKomi & Co.
Ebenfalls weit Verbreitet sind sogenannte „Feedback Companys“, allen voran eKomi. Hier wird es Firmen ermöglicht, sich von Kunden bewerten zu lassen, um dann das Logo mit der Bewertung auf die eigene Website einzubauen. Diesen Daumen hat mich Sicherheit jeder Internetnutzer schon mal gesehen:
Allerdings stehen auch diese Bewertungsdienstleister häufig in der Kritik. Es gibt im Internet genügend Berichte darüber, dass negative Bewertungen nicht oder nur unter großem Aufwand seitens der Kunden veröffentlicht werden und das ist auch kein Wunder. Schließlich wird zum Beispiel eKomi von den Online Händlern bezahlt, die eine eKomi Bewertung auf ihrer Website haben wollen. Und tatsächlich: auf der Seite von eKomi wird sogar mit dem Schutz vor negativen Bewertungen geworben!
Deswegen findet man, wie lange man auch sucht, keine eKomi Bewertungen unter durchschnittlich vier von fünf Sternen.
Unser Tipp: klassische Foren
So muss man leider sagen, dass es kaum Bewertungsportale und Anbieter im Netzt gibt, die nicht auf die ein oder andere Weise fragwürdig praktizieren, man sollte sich also niemals alleine von positiven Bewertungen durch eKomi oder ähnliche Bewertungsportale überzeugen lassen. Eine Ausnahme bildet hier – zumindest ein Stück weit – trustpilot.com. Zwar sind auch hier sicherlich Fake Bewertungen vorhanden, es scheint aber zumindest, dass auch negative Bewertungen durchaus angezeigt werden. Man muss nur etwas Glück haben, dass die gesuchte Seite auch bei trustpilot bewertet wurde.
Die alternative sind klassische online Foren, wo sich Privatleute zu Themen austauschen. Wenn es etwa um Software und Hardware geht, ist das deutsche Unterforum von Reddit.de eine gute Anlaufstelle und tatsächlich gibt es fast zu allen Themen Austauschplattformen im Netz. Für einen kurzen Überblick zu nicht allzu speziellen Themen kann sich sogar eine Seite wie gutefrage.net bzw. finanzfrage.net eignen. Hier findet man immer zumindest auch den ein oder anderen authentischen Erfahrungsbericht.
Fazit
Im Endeffekt sollte man grade bei größeren Anschaffungen, Krediten oder sonstigen Vertragsabschlüssen immer mehrere Quellen befragen, bevor man sich entscheidet. Und vor allem sollte man keinen Testimonials mit verdächtig professionell geschossenen Fotos trauen. Im besten Fall hat man jemanden mit Erfahrung im Freundeskreis, ansonsten sollte eine kritische Internetrecherche durchgeführt werden.
Dadurch, dass mittlerweile auch große Sendungen wie Galileo das Thema aufgreifen, besteht außerdem die Hoffnung, dass immer weniger Menschen auf diese Masche hereinfallen und mit ein wenig Glück lohnen sich Fake Bewertungen irgendwann einfach nicht mehr.
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