Künstliche Intelligenz – Die gefälschte Gucci-Tasche des Internets?

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Künstliche Intelligenz – Die gefälschte Gucci-Tasche des Internets?

Wie fühlt es sich für dich an, einen Dienst in Anspruch zu nehmen, der durch Künstliche Intelligenz ermöglicht wird? Etwas seltsam? Oder einfach vollkommen alltäglich?

Für die meisten Menschen gehört künstliche Intelligenz inzwischen bereits zum (Arbeits-)Alltag. Hier mal eine Frage an Chat GPT, dort ein schnelles Bild durch Canva. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und wie weit geht KI, um diese Inhalte zu generieren?

In diesem Artikel befassen wir uns mit KI und Urheberrecht. Wir hinterfragen die Normalisierung von KI-Diensten. Und natürlich erfährst du noch, was es mit der gefälschten Gucci-Tasche auf sich hat.

KI verletzt Urheberrecht

Neuste Entwicklungen – Google AI Overview, Paywalls und KI

Google ist den nächsten Schritt mit seiner künstlichen Intelligenz gegangen. Seit März 2025 ist der Google AI Overview Dienst auch in Deutschland unter dem Namen „Übersicht mit KI“ aktiv. Dieser nimmt die Inhalte von Websites und zeigt sie als Zusammenfassung direkt über den Google-Ergebnissen an. Die Websites, deren Inhalte nun direkt angezeigt werden, erleiden dadurch extreme Klick- und Profiteinbußen. Jede Form der Kompensation bleibt aus.

Es ist ein weiterer Fall, in dem Künstliche Intelligenz die Arbeit und vor allem das Urheberrecht von Menschen übergeht. Ein Urheberrecht, dass die Website-Betreibenden inzwischen nicht mal mehr mit Paywalls vor der KI schützen können. Wenn man ChatGPT fragt, was für Quellen er für seine erweiterte Suche („deep search“) benutzt, gibt der Chat-Bot an, keinen Zugriff auf Inhalte hinter Paywalls zu haben.

ChatGPT gibt an keine Paywall geschützten Inhalte zu nutzen

Beispielweise kann man auf Statista.com auf die Statistik „Meistbesuchte Websites weltweit nach der Anzahl der monatlichen Besuche im April 2025“ eigentlich nur mit einem der kostenpflichtigen Kundenkonten zugreifen.

KI kann auf Paywall geschützte Statista Inhalte zugreifen

Wenn man ChatGPT nach den weltweit meist besuchten Websites im April 2025 fragt, kann dieser aber sonderbarerweise trotzdem Daten der Statistik auf Statista wiedergeben.

ChatGPT gibt Paywall geschützte Inhalte von Statista wieder

Auch Google AI Overviews greift auf die Daten zu.

Google AI Overview nutzt Paywall geschützte Inhalte

Künstliche Intelligenz und geistiges Eigentum

Bei diesen offensichtlichen Übertretungen von Urheberrechts-Grenzen fragt man sich zu Recht: Darf die AI das? Sollte das nicht illegal sein?

Die Antwort: „Ja, sollte es.“
Und ist es auch.

Eigentlich ist es naheliegend. Immerhin kann man als Person durchaus belangt werden, wenn man das Urheberrecht von anderen Menschen verletzt. Wieso also kann eine KI so frisch fröhlich die Inhalte anderer Websites nutzen?

Grundsätzlich gilt auch für eine KI das Urheberrecht. Allerdings ist es für die Urheber deutlich schwerer, eine Verletzung ihrer Rechte anzuzeigen, wenn eine KI ihre Inhalte ohne Zustimmung benutzt, im Vergleich zu einer Einzelperson oder eines Unternehmens.

Urheberrechtsverletzung durch KI ist schwer nachzuweisen

Bei KI generierten Inhalten ist es häufig schwer, die Quellen und das Ausmaß, in dem sie genutzt wurden, herauszufiltern. Teilweise, weil KI überhaupt keine Quellen angibt (z.B. wenn man ein KI-generiertes Bild erstellt). Aber auch wenn die Künstliche Intelligenz Quellen angibt, können einzelne Urheber nur schwer belegen, welche Inhalte in welchem Ausmaß von ihnen stammen. Bei Google AI Overview z.B. werden für die einzelnen Textabschnitte immer Quellen angegeben. Allerdings sind es häufig mehrere Quellen für einen Stichpunkt. Künstliche Intelligenz setzt die Inhalte so kleinteilig zusammen, dass es schwer ist, die Urheberrechtsverletzung nachzuweisen.

Dazu kommt, dass AI das Urheberrecht auch viel breitflächiger verletzt, als Einzelpersonen es jemals könnten. Pro Tag werden haufenweise Bilder mit KI erstellt. Wie soll ein Künstler jeden einzelnen Fall finden und nachweisen, in dem seine Arbeit ohne seine Zustimmung weiterverwendet wurde? Dasselbe gilt für Ergebnisse von ChatGPT und Google AI Overview. Täglich werden so viele Texte durch diese KI-Dienste generiert, dass es für die Urheber, deren Inhalte gegen ihren Willen verwendet werden, unmöglich ist, alles nachzuverfolgen – geschweige denn es zu speichern und zur Anzeige zu bringen.

Bei künstlicher Intelligenz reicht es nicht aus, sich auf das Urheberrecht einzelner Personen und ihr Handeln zu verlassen. Man kann nicht jeden Urheber sich selbst überlassen, wenn die Technologie in ihrer Grundstruktur dafür prädestiniert ist, Urheberrechte zu verletzen. Besonders wenn besagte Technologie mit einer solchen Geschwindigkeit und in einem derartig riesigen Ausmaß agiert, wie künstliche Intelligenz es tut, sind entsprechend breit angelegte Lösungen nötig.

KI und Konsum

Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unser Kaufverhalten?

An dieser Stelle kommen wir zurück zu unserer Überschrift. KI als „die gefälschte Gucci Tasche des Internets“. Was soll das eigentlich bedeuten?

Im Gegensatz zu den Ausmaßen der künstlichen Intelligenz ist gefälschte Markenkleidung wohl jedem ein Begriff. Jeder weiß, worauf er sich einlässt, wenn er sich ein 3€ „Calvin Klein“-T-Shirt kauft. Gefälschte Markenkleidung stellt immer eine Verletzung des Urheberrechts bzw. des Markenrechts dar. Die Qualität von gefälschter Markenkleidung ist nicht besonders gut. Und auch wenn wir es nur zu gern verdrängen, wissen wir, dass unsere 5€ Chanel-Tasche wahrscheinlich unter menschenunwürdigen Bedingungen gefertigt wurde.

Heutzutage gibt es Unternehmen, die lieber KI-Stimmen nehmen, anstatt einen Synchronsprecher zu bezahlen. Man kann einfach ChatGPT befragen kann, anstatt sich ein Abo bei einer renommierten Zeitschrift zu holen. Und wahrscheinlich denkt man nicht mal mehr darüber nach, echte Künstler zu bezahlen, wenn KI einem doch so schnell und kostenlos Bilder erstellt.

In einer Zeit wie dieser ist es wichtiger denn je, den Vergleich zu Themen zu ziehen, die schon seit Jahrzehnten als moralisch fragwürdig gelten: gefälschte Markenkleidung.

Denn auch KI-Ergebnisse sind billiger. Auch KI-Ergebnisse verletzen das Urheberrecht. KI-Ergebnisse sind außerdem fehlerhaft und qualitativ weit von den Original-Inhalten entfernt, aus denen sie sich zusammensetzen. Und nicht zuletzt kann auch das Erzeugen von KI-Ergebnissen mit Menschenleid einher gehen. Künstliche Intelligenz arbeitet mit riesigen Mengen an Daten. Die Server und die Energie, die benötigt werden, um die KI zum Laufen zu bringen, sind ebenfalls riesig.

DER STANDARD berichtet, dass Elon Musk deshalb für den Betrieb seines weltweit größten Supercomputer Gasturbinen ohne Abgasreinigungsanlagen benutzt. Dass die Bewohner der umliegenden Regionen durch die starke Luftverschmutzung immer häufiger unter Asthma und Krebserkrankungen leiden, ist dabei nebensächlich. Hauptsache „Grok“, der KI-Chatbot von xAi, funktioniert. Und da haben wir noch nicht darüber gesprochen, was für einen massiven CO2-Ausstoß alleine das Training von KI-Modellen verursacht.

Wie immer ist das Profitbedürfnis einiger weniger, aber einflussreicher Personen größer, als die Verantwortung für unseren Planeten. Seit Jahrzehnten kommen Umweltmaßnahmen nicht hinterher, die Verschmutzung und die Zerstörung auszugleichen, die durch wirtschaftliche Akteure verursacht wird. Gerade die Textilindustrie steht diesbezüglich seit Jahren in der Kritik. Und nun haben wir noch eine Entwicklung, die die Umwelt massiv schädigt. Noch einen Markt, in dem Unternehmer darum konkurrieren, wer am schnellsten und am aggressivsten auf unserer Lebensgrundlage herumtrampeln kann. Die Folgen werden vor allem dort spürbar, wo Menschen weit davon entfernt sind, jeden Tag ihrem Bürojob in einem Wolkenkratzer-Gebäude nachzugehen. Die FAZ zeigt eindrucksvolle Bilder.

KI sorgt für riesigen CO2 Ausstoß

Es zeigt sich also: KI-Inhalte und gefälschte Markenkleidung haben einiges gemeinsam. Der große Unterschied: Bei dem einen weiß der Konsument, was er konsumiert. Bei dem anderen nicht. Während gefälschte Markenklamotten noch nie einen guten Ruf hatten, ist KI das Ding. Die meisten Leute denken sich nichts dabei, wenn sie die „Übersichten mit KI“ von Google nutzen oder wenn sie sich von Canva ein KI-generiertes Bild ausgeben lassen. Ganz im Gegenteil. Derselbe Influencer kann einen Shit-Storm bekommen, weil er Fast Fashion Kleidung trägt, im Gegensatz dazu aber kaum negative Reaktionen bekommen, wenn er ein TikTok darüber posten, wie “best buddie” er mit Chat GPT ist. KI-Dienste sind nicht nur billig und schnell. Sie sind modern.

Je weiter sich dieser Trend entwickelt und je mehr Grenzen künstliche Intelligenz überschreitet, desto wichtiger wird es, sie zu hinterfragen. Und mit ihr dein Kaufverhalten. Denn genauso wie bei den gefakten Markenklamotten stellt sich die Frage: Wie kann es denn so billig/kostenlos sein?

Im Kapitalismus ist nichts billig, geschweige denn kostenlos. Wenn du eine Leistung oder ein Produkt für wenig bis kein Geld bekommst, bedeutet das meistens, dass dafür jemand an einer anderen Stelle ausgebeutet wurde.

Denn mal angenommen, Google müsste sich die Genehmigung von allen Websites einholen, die ihre KI wiedergibt und sie entsprechend vergüten. Mal angenommen, OpenAI müsste die Lizenz von jeder Zeitschrift haben, deren Paywall-gesicherte Inhalte ChatGPT einfach wiedergibt… Wenn die Unternehmen mehr zahlen müssten, um ihre KI-Dienste so anbieten zu können, wie sie es gerade tun…

Denkst du, sie wären kostenlos für dich?
Denkst du, es wäre so einfach? So schnell?

bewusst mit KI umgehen

Fazit: Künstliche Intelligenz und bewusster Konsum

KI-generierte Inhalte sind, genau wie gefälschte Markenkleidung, billiger und deshalb für viele Käufer attraktiv. Der niedrige Preis macht sie auch zugänglicher für eine breite Masse. Allerdings sind KI-generierte Inhalte auch mindestens so moralisch fragwürdig wie gefälschte Markenkleidung.

Künstliche Intelligenz birgt das Potential, den Alltag der Menschen effizienter und einfacher zu gestalten. Da die gesetzlichen Urheberrechts-Regelungen für KI im Moment allerdings noch nicht so ausgereift sind und Einzelpersonen bzw. Unternehmen sie deshalb nur begrenzt für sich geltend machen können, sind KI-generierte Inhalte mit Vorsicht zu genießen. Im Moment steht die Bequemlichkeit der Massen und der Profit der KI-Betreiber auf dem Rücken von Menschen, deren Urheberrecht komplett übergangen wurde.

Und langfristig betreffen mögliche Probleme nicht nur die Personen, deren Inhalt gerade von KI geklaut werden. Was jetzt von den Konsumenten und den KI-Betreibern mit einem Schulterzucken hingenommen wird, kann sich langfristig auch gegen sie richten. In unserem Artikel auf Uniturm.de gehen wir auf die „Tragedy of Commons“ ein, die vor allem durch Google Open AI in der Zukunft vermutet wird.

Doch was bedeutet das nun für dich? Sollst du KI komplett verteufeln und nur noch vor jedem Dienst wegrennen, der durch sie betrieben wird?
Nein.
Natürlich nicht.

bewusst konsumieren mit KI

Zum jetzigen Zeitpunkt wurde KI bereits so vielfältig in den Alltag der Menschen integriert, dass man ihr kaum noch entkommt. Die Konsequenzen und dadurch auch die Veränderung ist bereits an vielen Stellen der Gesellschaft in vollem Gange. Wie immer bei solchen Themen ist es nicht wirklich möglich und meist auch nicht zielführend, sich selbst komplett herauszunehmen. Nicht zuletzt, weil es sich bei den Auswirkungen von KI um ein globales Problem handelt, das entsprechend eigentlich auch einer globale Lösung bedarf.

Allerdings ist es wichtig, gerade weil es diese Lösung im Moment noch nicht gibt, dass jeder auch auf sein eigenes Handeln achtet. Wir möchten deshalb auf ein gewisses Bewusstsein gegenüber künstlicher Intelligenz verweisen, vor allem wenn es um den Konsum von Gütern geht, die durch KI erzeugt wurden. Das Stichwort ist: Bewusster Konsum.

Sei dir bewusst, dass AI-generierte Inhalte alles andere als moralisch neutral sind und dass sie häufig mit der Ausbeutung und dem Leid von real existierenden Menschen einher gehen.

Und wenn du das nächste Mal etwas kaufen/nutzen möchtest, das durch KI sehr billig oder sogar kostenlos ist, frage dich: Muss es sein? Und läge es für dich nicht vielleicht im Bereich des Möglichen, die originale Quelle zu unterstützen?

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Bildquellen: Vielen Dank an Andrea Piacquadio, cottonbro studio, Katelyn Whitson, Marcin Jozwiak, Pavel Danilyuk, Tim Witzdam (©pexels.com), Google (©google.com); ChatGPT (©chatgpt.com); Statista (©statista.com) für die Bilder.


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