Wer sich bei Facebook anmeldet, weiß meistens, worauf er sich in Sachen Datenschutz (oder mangelnden Datenschutz) einlässt. Aus diesem Grund geben sich viele Leute Fantasienamen, was meistens verschiedenen Gründe hat. So wollen viele nicht bei Facebook gefunden werden, sondern nur selber aktiv nach Freunden und Bekannten suchen, außerdem sollen so echte Namen und Daten aus dem sozialen Netzwerk herausgehalten werden.
Es könnte so schön sein, wäre da nicht Facebook. Kurz zu vor hat Facebook schon einfach eure E-Mailadresse geändert und nun?! Anstatt die User in Ruhe zu lassen, die ihren echten Namen nicht öffentlich preisgeben wollen, sendet Facebook Spitzelnachrichten an Freunde der betroffenen Personen, mit folgendem Wortlaut:
“Bitte hilf uns dabei zu verstehen, wie Nutzer Facebook verwenden. Deine Antwort bleibt anonym und hat keinen Einfluss auf das Konto deines Freundes. Ist dies der echte Name deines Freundes?”
Anstatt also die betroffenen Personen zu fragen, ob ihr Name der reale Name ist, werden in bester Stasi-Manier – oder sollte man eher von “FaSi” sprechen – Freunde, Bekannte und Familie auf Facebook um Mithilfe gebeten, um dem Internetdelinquenten hinter seinem Hybrid-Ultrabook auf die Schliche zu kommen.
Die so angeschriebenen Personen dürfen nicht einmal die Antwort verweigern und den eingeblendeten Kasten wegklicken, sondern müssen dazu Stellung nehmen. Zur Auswahl stehen die Antworten “Ja”, “Nein”, “Ich kenne diese Person nicht” oder “Ich möchte nicht antworten”. Während Antwort 1 und 2 Auswirkungen auf die Person haben könnten, über die gefragt wird, könnten die beiden anderen Antworten durchaus Auswirkungen auf euer Konto haben, wie z. B. Entfernung der jeweiligen Person aus eurer Freundesliste.
Zwar betont Facebook in der Nachricht, dass die Antworten “anonym” behandelt und “keinen Einfluss auf das Konto” des Freundes haben werden, diese Versicherung ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Warum würde sich Facebook sonst die Mühe machen, Freunde “verdächtiger Personen” auszufragen, wenn es hinterher keine Reaktion geben wird. Das wäre ein riesiger Aufwand für nichts. Wahrscheinlicher ist, dass die Daten gespeichert und für weitere Maßnahmen auf Halde gehalten werden. Solche Maßnahmen könnten z. B. die Sperrung des jeweiligen Accounts sein, wie Betroffene bereits im Internet berichten.
Leider muss man sagen, dass die Maßnahmen Facebooks, User mit Fantasienamen zu finden, zwar unschön, aber rechtens sind. In den FAQs steht eindeutig, dass Nutzer nur ihre echten Namen angeben dürfen bzw. Spitznamen, solange sie eine Variante des Vornamens sind, Konsequenzen bei Zuwiderhandlungen werden jedoch nicht genannt. Dass sich Facebook aber in letzter Konsequenz vorbehält, entsprechende Accounts zu löschen, sollte trotzdem jedem bewusst sein.
Es ist zumindest mehr als fragwürdig, wenn versucht wird über Freunde und Bekannte herauszufinden, ob eine Person einen echten Namen benutzt oder nicht. Auch aus datenschutzrechtlichen Gesichtspunkten ist es sehr problematisch, wenn versucht wird, auf diese Art und Weise an die echte Identität von jemandem zu kommen, der seinen wirklichen Namen nicht öffentlich Publik machen möchte.
In den FAQ’s steht ein “sollte”, kein “muss”:
“Der Name, den du verwendest, sollte dein wirklicher Name sein, so wie er auf deiner Kreditkarte, deinem Studentenausweis etc. angegeben ist.”
Liest sich in den Nutzungsbedingungen anders: https://www.facebook.com/legal/terms
Facebook-Nutzer geben ihre wahren Namen und Daten an und wir benötigen deine Hilfe, damit dies so bleibt. Im Folgenden werden einige Verpflichtungen aufgeführt, die du bezüglich der Registrierung und der Wahrung der Sicherheit deines Kontos uns gegenüber eingehst:
1. Du wirst keine falschen persönlichen Informationen auf Facebook bereitstellen oder ohne Erlaubnis ein Profil für jemand anderen erstellen.
2. Du wirst nur ein einziges persönliches Konto anlegen.
[…]
7. Deine Kontaktinformationen sind korrekt und du wirst sie auf dem neuesten Stand halten.
Das mag wohl sein und ich persönlich bin auch ein großer Fan, wenn Facebook seine Daten bereinigt und für eine hohe Datenqualität sorgt. Was mich stört ist einfach, dass solche Maßnahmen hinter dem Rücken derjenigen Personen passieren, die sie betreffen. Das war bei der Änderung der E-Mailadressen so, bei denen die private E-Mailadresse deaktiviert und nur die Facebook-E-Mailadresse aktiv gelassen wurde. Der Nutzer wurde nicht darüber informiert.
Und nun ist es bei der Befragung nach den realen Nutzernamen genau das selbe. Warum kann Facebook nicht einfach eine Nachricht an die entsprechende Person schreiben mit dem Inhalt: “Hallo… Ist das wirklich dein Name? Wenn nicht, bitte ändern, da laut Nutzerbedingungen nur reale Namen verwendet werden dürfen. Ansonsten werden wir deinen Account sperren”. Klare Ansage. Stattdessen werden Nachrichten an Freunde, Verwandte und Bekannte bei Facebook versendet und diese befragt. Und ebendiese Schnüffelei hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Facebook ist dabei, seine Daten zu bereinigen und für eine hohe Datenqualität zu sorgen. Erstens ist es ausschlaggebend für den Aktienkurs, qualitativ hochwertige Daten zu besitzen und zweitens kann Facebook deutlich mehr Geld mit echter personenbezogener Werbung kassieren, wenn bestätigt ist, dass die Person erstens exisitert und zweitens auch tatsächlich so heißt.
Hmm, gute Frage. Probiere es mal aus und lass uns wissen, was passiert 😉
Uhhh, und was ist, wenn man einfach mal “NEIN” angibt, obwohl es der echte Name ist?