Klaus-Dieter kann kein multi-kulti

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Oh mann, was bin ich heute wieder anmaßend. Ich weiß noch nicht mal, ob er wirklich Klaus-Dieter heißt. Gegen den Namen Klaus-Dieter habe ich auch nichts. Aber irgendwie kann ich mir keinen passenderen vorstellen. Denn aufrecht und voller Pflichtbewusstsein sitzt er da, in seinen mittleren Jahren, die Mundwinkel unglaublich weit nach unten gezogen. Seine Brille hat oben keinen Rahmen, aber einen strengen Bügel, der richtig böse wirkt. Vielleicht bin ich auch bloß böse auf Klaus-Dieter, weil sich vor seinem Schalter eine Schlange gebildet hat, die mit jedem Augenblick weiter wächst. Ich trete als Teil der Menschenkette ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Aber Klaus-Dieter denkt nur an seinen Job, seine Berufung von Amts wegen, derweil sich die Schlange zum Knäuel verdichtet und bereits zurück bis ins Flugzeug staut.

Ja, Klaus-Dieter ist Grenzschützer und kontrolliert Ausweise und Reisepässe, besonders akribisch wird er, wenn jemand mit aus Versehen etwas dunklerer Hautfarbe vor ihn tritt. Britischer Staatsbürger? Mag sein. Flugplanverzögerung? Unerheblich. Nie war unsere Grenze so durchlässig, wenn Flughäfen überall im Land Einflugschneisen für diese,… diese Ausländer sind. Mit leisen, beiläufigen und vertraulich klingenden Fragen versucht er unentwegt, Fußangeln auszulegen und einen Verdacht herbei zu formen. Hätte Klaus-Dieter ein Doppelkinn, würden seine Mundwinkel sich noch weiter nach unten ziehen können. Immer mal ein undurchdringlicher Blick auf seinen Monitor, ein Zögern, um Spannung und vielleicht schlechtes Gewissen hochzufahren – ich könnte kotzen und Klaus-Dieter als Rassisten beschimpfen. Sein Kollege nebenan ist unwesentlich schneller; ein paar mehr Schalter würden helfen, die Misere zu umschiffen…

Aber Wut macht schlechtes Karma. Und so male ich mir lieber aus, was Klaus-Dieter im Dienste Ihrer Majestät täte. Ich meine, in Britannien sind die Turban- und Kopftuchmenschen ziemlich normaler Bestandteil in der Polizei, beim Flughafen oder im Supermarkt. Wahrscheinlich würde ihm schnell dämmern, dass er nun ein Kontrollproblem hat. Die Interne Ermittlung der Polizei böte sich und seiner fleißigen Skepsis an.

Besser, wir kümmern uns nicht um diese Klaus-Dieters. Die wollen sicher auch im fernen Ausland ihr Schnitzel und über mangelnde Organisation und Sauberkeit herziehen. Solche Menschen können einem leid tun. Für mich ist das Ausland die einzigartige, besser gesagt einzigartig vielfältige Möglichkeit zur Horizonterweiterung. Zum Beispiel erschließe ich gern Neuland auf der kulinarischen Weltkarte. In London hatte ich mich auf Samosa gefreut, obwohl Indisch auch zu Hause zu haben ist. Andererseits ist mein Lieblings-“Inder” aus Nepal, so wie die meisten “Chinesen” in Ostdeutschland aus Vietnam sind. Na, zu meiner Freude war mir Äthiopisch und Libanesisch als bislang unbekannte Gaumenfreude vergönnt und beides richtig lecker.

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